Sonntags reden sie von Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Von fairer Bezahlung für die, die jeden Tag fürsorglich mit Menschen arbeiten, will die Caritas aber nichts wissen. Einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für Altenpflegekräfte hat sie verhindert. Wenn es darauf ankommt, sind die „Dienstgeber“ also doch einfach nur Arbeitgeber. Scheinheilig statt heilig.
Vom Scheitern des Tarifvertrags profitieren vor allem die Arbeitgeber privater Pflegedienste und -heime. Viele von ihnen ziehen das Lohnniveau der Branche seit Jahren nach unten. Ihre Billigstrategien werden sie nun beibehalten können. Faire, für alle gleiche Wettbewerbsbedingungen brauchen sie vorerst nicht zu befürchten. Die Folge: Der Personalmangel in der Altenpflege wird weiter zunehmen. Schon heute fehlen 115.000 Beschäftigte. Die Chance, den Beruf durch gute Bezahlung noch in diesem Sommer attraktiver zu machen, ist vertan.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) muss jetzt handeln. Mehrfach hat er höhere Pflegelöhne gefordert. ver.di sagt: Spahn muss sofort sicherstellen, dass diese nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen gehen. Und wenn er Arbeitgeber zu Tarifverträgen verpflichtet, muss er Gefälligkeitstarifverträge mit Pseudogewerkschaften verhindern. Aber auch die mittelalterlichen Privilegien der Kirchen gehören weg. Die Beschäftigten bei Caritas, Diakonie und Kirchen brauchen die gleichen Rechte und Tarifverträge wie andere Beschäftigte auch.
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