Der Niedriglohnsektor in Deutschland schrumpft. Aktuelle Zahlen des DIW Berlin zeigen einen Rückgang von 23,5 Prozent im Jahr 2007 auf 20,5 Prozent im Jahr 2021. Politik macht dabei den Unterschied. In den 2000er Jahren führten die Hartz-Reformen zur Ausweitung des Niedriglohnsektors. Sie setzten Arbeitslose unter Druck, auch geringer entlohnte und unsichere Arbeit anzunehmen. Die Erosion regulärer Arbeitsverhältnisse schwächte das Tarifsystem und die Gewerkschaften.
2013 bis 2021 wuchsen die realen, preisbereinigten Stundenlöhne in allen Einkommensgruppen wieder an, besonders deutlich jedoch im untersten Bereich. Einerseits durch die Einführung des allgemeinen Mindestlohns 2015, für den ver.di viele Jahre gekämpft hat. Andererseits durch gezielte Lohnpolitik der Gewerkschaften. Denn diese forderten verstärkt nicht nur prozentuale Lohnsteigerungen, sondern ergänzen diese oft durch Mindest- oder Sockelzahlungen. Untere Lohngruppen profitieren davon besonders stark.
Diese Entwicklung gilt es fortzusetzen. Das Mindestlohngesetz muss jetzt verbessert werden: Es muss eine Untergrenze des gesetzlichen Mindestlohns von 60 Prozent des mittleren Lohns festschreiben. Denn Geringverdienende brauchen einen Lohn, von dem sie leben können. Vor allem aber brauchen wir mehr aktive Mitglieder in Gewerkschaften. Denn die setzen faire Löhne letztlich durch.
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