In Zeiten der Wirtschaftsflaute erschallt hierzulande wieder der Ruf nach Unternehmenssteuersenkungen. Deutschland sei ein Hochsteuerland und müsse international wieder wettbewerbsfähig werden. Das Problem sind aber nicht zu hohe Steuern. Zudem nützen Steuersatzsenkungen vor allem gewinnstarken Unternehmen, solchen in der Krise helfen sie nicht.
Richtig ist, dass Deutschland mit durchschnittlich 30 Prozent recht hohe nominale Steuersätze für körperschaftsteuerpflichtige Unternehmen hat. Doch in der Praxis ist die tatsächliche Steuerlast der Unternehmen wesentlich geringer. Laut EU-Kommission liegt der tatsächliche – implizite – Steuersatz bei nur 17,7 Prozent. Das ist europäisches Mittelfeld.
Eigene Steuerabteilungen helfen Großkonzernen beim Steuersparen. Zudem mangelt es den Unternehmen nicht an Geld. International erzielen sie große Überschüsse. Diese fließen jedoch nicht in dringende Investitionen oder faire Löhne, sondern in Aktienrückkaufprogramme und Dividendenausschüttungen.
Steuersenkungen in Deutschland würden nur den Wettlauf nach unten befeuern und so weltweit den Menschen schaden. Riesige öffentliche Investitionsbedarfe gibt es dagegen in Bildung, im Gesundheitswesen, im öffentlichen Nahverkehr, bei der Bahn, im sozialen Wohnungsbau und für den ökologischen Umbau. Dafür brauchen wir zusätzliche Steuereinnahmen, statt das Geld zugunsten der Konzerne zu verprassen.
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