Armut erfasst breitere Bevölkerungsgruppen, als es Diskussionen in Politik und Öffentlichkeit oft nahelegen. Das zeigen aktuelle Zahlen des Paritätischen. So sind bestimmte soziale Gruppen zwar besonders betroffen. Die Armutsgefährdung etwa von Alleinerziehenden und Erwerbslosen ist überdurchschnittlich hoch. Sie beschränkt sich aber bei Weitem nicht auf diese.
So ist über ein Viertel der Armutsgefährdeten erwerbstätig, die meisten davon als abhängig Beschäftigte. Oft handelt es sich dabei um prekäre Mini- oder Teilzeit-Jobs mit wenigen Stunden. Fast ein Viertel der von Armut Bedrohten bezieht Renten oder Pensionen, die zum Leben kaum oder gar nicht ausreichen. Mehr als ein Fünftel sind Kinder oder Jugendliche.
Und fast ein Viertel der Armutsgefährdeten gehört zu den sonstigen Nichterwerbspersonen. Das sind oft Menschen, die dem Arbeitsmarkt etwa wegen einer Weiterbildung oder der Betreuung Pflegebedürftiger nicht zur Verfügung stehen können. Nur knapp fünf Prozent der von Armut Bedrohten sind erwerbslos.
„Armutsbekämpfung“ nach dem Motto „Jeder Job ist besser als keiner“ hilft hier also nicht weiter. Stattdessen brauchen wir gut bezahlte Beschäftigung in ausreichendem Stundenumfang – statt Anreize für prekäre Kurzzeit-Jobs. Gute Arbeitsverhältnisse sorgen später auch für gute Renten. Und nicht zuletzt brauchen wir einen starken Sozialstaat, der mit ausreichenden Leistungen unterstützt.
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