Wieder einmal soll Deutschland der „kranke Mann Europas“ sein. Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Glaubt man der Unternehmenslobby, so sollen Bürokratie und hohe Steuern daran schuld sein.
Die tatsächlichen Ursachen aber sind andere. Seit 2020 schrumpften die Löhne preisbereinigt um mehr als vier Prozent. Das dämpfte Konsum und Nachfrage. Zwar konnte ver.di in vielen Tarifrunden respektable Abschlüsse erzielen. Die geringe Tarifbindung drückt aber weiter auf die Lohnentwicklung.
Auch Haushaltskürzungen wegen der Schuldenbremse und hohe Zinsen bremsten die Wirtschaft ab. Die energieintensive Industrie reduzierte wegen kriegsbedingt hoher Energie-preise ihre Produktion. Nicht zuletzt wächst die Weltwirtschaft nur schwach; insbesondere die Exporte nach China verlieren an Tempo.
Deutschland trifft es aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur härter als andere Länder. Die hohe Exportabhängigkeit und der große Industriesektor werden zum Problem.
Da hilft kein „Bürokratieabbau“. Und Steuersenkungen nützen nur profitablen Firmen. Wer in der Krise steckt, hat nichts davon! Stattdessen brauchen wir höhere Löhne für mehr Nachfrage. Niedrigere Zinsen für mehr Investitionen, stabile Energiepreise und höhere staatliche Investitionen in Klimaschutz und soziale Dienste. Letztere verhindert aber die Schuldenbremse. Deutschland, dummer Mann Europas.
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